Wir halten uns heute kurz, da wir die Situation zwischen Israel und dem Iran weiter beobachten müssen. Ich spreche auch mit meinen Kontakten in den USA und in Tel Aviv, um Informationen zu erhalten, bevor sie in den Medien erscheinen – schwierig; falls möglich.
Wir sehen, dass die Wall Street ihre frühen Verluste wieder wettgemacht hat. Auch Öl und Gold, die zunächst in die Höhe geschnellt waren, fielen – sogar unter das Niveau vor dem angeblichen israelischen Angriff auf den Iran – was wir als einen Überverkauf des Marktes ansehen, nachdem die zunächst gestiegen Sorgen vor einer weiteren Eskalation im Nahen Osten wieder verkauft wurden. Die iranischen Medien spielten die Auswirkungen der israelischen Angriffe herunter – beide Seiten versuchen offensichtlich eine weitere Eskalation zu vermeiden, um den Konflikt nicht zu einem Krieg ausarten zu lassen, und auch regionale Mächte sowie westliche Staaten versuchen, eine weitere Eskalation zu verhindern.
Auch die Renditen von Staatsanleihen machten einen Großteil der anfänglichen Bewegung wieder wett, die die 10-jährige Rendite um 14 Basispunkte nach unten trieb, nachdem Israel weniger als eine Woche nach den Raketen- und Drohnenangriffen Teherans einen Vergeltungsangriff auf den Iran gestartet hatte. Ein iranischer Militärbeamter erklärte, Teheran sehe sich nicht gezwungen, auf die Explosionen zu reagieren, die laut US-Beamten durch israelische Angriffe verursacht wurden. Auch der USD gab einige seiner früheren Gewinne wieder ab, obwohl die Bewegungen relativ moderat waren.
Die Angriffe können aber auch nicht ignoriert werden. Aus einem Schattenkrieg ist zumindest teilweise ein heißer Konflikt geworden, bei dem sich nun beide Seiten direkt gegenseitig angreifen. Ich erwarte daher, dass die Besorgnis im Laufe des Tages und vor dem Wochenende wieder zunehmen wird und Gold wahrscheinlich auch wieder in den Bereich zwischen $2.390 – $2.400 hineinschauen wird.
Für Gegenwind an der Wall Street sorgten in den letzten Tagen vor allem die starken US-Wirtschaftsdaten und die hawkischen Äußerungen von Fed-Vertretern – beides hat die Erwartungen des Marktes an Zinssenkungen in diesem Jahr reduziert. Der Chef der Minneapolis Fed, Neel Kashkari, sagte, dass die Fed die Zinsen im Laufe des Jahres beibehalten könnte.
Während sich die Aktienkurse erholten, werden sich die Anleger nicht trauen, kühne Wetten abzuschließen – auch wenn das starke Wachstum von Netflix im ersten Quartal einen positiven Grundton für die anstehenden Berichte über die Gewinne der großen US-Tech-Unternehmen vorgibt – auch wenn Netflix selbst aufgrund einer eher enttäuschenden Prognose für das zweite Quartal niedriger notiert. Angesichts des sehr starken ersten Quartals von Netflix ist es jedoch wahrscheinlich, dass der Streaming-Riese einen Teil der vorbörslichen Verluste wieder aufholen wird.
Auch die Ölpreise fielen auf einen mehrwöchigen Tiefststand. Es ist schwer vorstellbar, dass die Anleger über das Wochenende SHORT-Positionen in Öl oder Gold halten wollen, da nicht auszuschließen ist, dass die geopolitischen Risiken nicht wieder steigen können.