Im vorbörslichen Handel in Europa und den USA setzten die Aktienmärkte ihre jüngste Rallye erstmal fort, nachdem einige Kommentare der US-Notenbank als „dovish“ eingestuft wurden. Die Hoffnung auf weitere chinesische Konjunkturmaßnahmen zur Stützung der immer noch angeschlagenen Wirtschaft trug ebenfalls dazu bei, dass die Risikobereitschaft zurückkehrte, insbesondere in Europa – obwohl die Märkte auf dem chinesischen Festland einen zweiten Tag im Minus schlossen, nachdem sie in der Vorwoche wegen der Goldenen Woche geschlossen waren.
Die US-Aktien hingegen sind nach einer positiven Entwicklung am Vortag kaum verändert – chinesische Aktien in den USA, wie Alibaba und JD, handeln höher.
Die Aktien wurden auch dadurch gestützt, dass die US-Treasuries zulegten (was zu niedrigeren Renditen führte), nachdem sie am Montag, als der Bargeldhandel in den USA geschlossen war, die Rallye der globalen Treasuries nachgeholt hatten. Die Renditen sind jedoch bereits von den Tiefstständen der Sitzung angestiegen. Der USD bleibt nach dem volatilen Handel der letzten Tage und einer insgesamt negativen Entwicklung stabil – trotz der gestiegenen Nachfrage nach sicheren Häfen. Die Hoffnung auf weitere dovishe Signale von der Fed ist auch der Haupttreiber an den Devisenmärkten.
Eine Eskalation der Spannungen im Nahen Osten bleibt jedoch ein großes Risiko für die Märkte, was auch dazu beitragen könnte, dass die Ölpreise nach den starken Verlusten Ende September wieder steigen. Israel hat seine Streitkräfte in der Nähe des Gazastreifens mobilisiert, und es werden Fragen über die Rolle des Irans bei dem blutigen Einmarsch laut. Steigende geopolitische Bedenken und ein sich verlangsamendes globales Wirtschaftswachstum werden die Gewinne an den Aktienmärkten in Grenzen halten. Der IWF erwartet, dass die Rezession in Deutschland schlimmer ausfallen wird als in seiner Prognose vom Juli – er rechnet mit einem Schrumpfen der deutschen Wirtschaft um 0,5 % (statt -0,3 %).
Der aktuelle Aufschwung ist angesichts der allgemeinen Unsicherheit sicherlich überraschend. Wir sehen, dass sich die Märkte sehr stark auf die Zinsprognose der Fed konzentrieren – ein Thema, das für die Wall Street wichtiger ist als alles andere. Daher wird der Fokus darauf liegen, was die Fed-Vertreter sonst noch zu sagen haben. Die Fed-Vertreter Raphael Bostic, Christopher Waller, Neel Kashkari und Mary Daly werden im Laufe des Tages zu Wort kommen. EZB-Präsidentin Lagarde ist optimistisch, dass die Inflation in der Eurozone weiter sinken wird – was angesichts der schlechten Verbraucherstimmung und der PMI-Werte, die eine Schwäche im Dienstleistungssektor und eine starke Schwäche im verarbeitenden Gewerbe zeigen, wahrscheinlich ist.
Die Unsicherheiten sind zu groß, um eine anhaltende Rallye zu erwarten. Dovishe Signale könnten jedoch die jüngsten Gewinne ausweiten. Die Anleger scheinen dennoch darauf erpicht zu sein, die Aktienkurse trotz des zahlreichen makroökonomischen und geopolitischen Gegenwinds wieder nach oben zu treiben.
Die Ölpreise scheinen sich zu stabilisieren, und die Auswirkungen des Konflikts zwischen der Hamas und Israel auf die Ölmärkte dürften vorerst begrenzt sein. Eine weitere Eskalation – und die ist wahrscheinlich – wird jedoch erneut Sorgen um das Angebot aufkommen lassen. Ich gehe davon aus, dass die Ölpreise in den kommenden Sitzungen/Wochen weiter steigen werden. Gold kann seine jüngsten Zuwächse nur dann ausbauen, wenn die Renditen der Staatsanleihen weiter sinken – insgesamt bleibt Gold gegenüber den hohen Anleiherenditen relativ unattraktiv.
👁 ROB'S MARKET OVERVIEW:
- Oktober 2023
🇺🇸 US-Märkte ↕️ (sehr gemischt – weitere dovish Fed-Kommentare könnten zu Käufen führen; Aufwärtspotenzial begrenzt)
Zyklische Aktien ↕️
Tech/Wachstumsaktien ➡️/↘️
Finanzaktien ➡️/↗️
Defensivaktien ➡️/↗️
Energieaktien ➡️
Rohstoffaktien ↗️/↕️ (profitieren von Hoffnungen auf mehr CN-Stimulus, aber Industriemetalle zeigen kaum Anzeichen eines Anstiegs)
💱 Forex
USD ↕️/↗️
CHF, CAD ➡️
EUR ↗️/➡️/↘️
GBP, JPY, AUD ➡️/↘️
⚒ Rohstoffmärkte ↕️
Ölpreise ➡️ (suchen nach weiteren Impulsen, steigende Erdgaspreise unterstützen Öl)
Erdgaspreise ↕️/↗️
Metallpreise ↕️ (profitieren von Hoffnungen auf mehr CN-Stimulus)
Gold ➡️ (weitere Gewinne begrenzt nach Anstieg der Safe-Haven-Nachfrage)
⚡️Kryptowährungen ➡️/↘️ (Kryptos bleiben unattraktiv)
(*↗️ bullisch, ↘️ bärisch, ➡️ seitwärts / stabil, ↕️ gemischt / volatil)
Dein Robert